Gegen den Frust: “Ich kann nix spielen!!”

Ernesto schreibt ein paar Anti-Frust-Tipps für Gitarristen… mit Sicherheit übertragbar auf andere Instrumente… und kommt mir damit ein Stück weit zuvor, darüber habe ich selber schon seit Monaten im Sinn, mal ein paar Worte hier zu verlieren. Denn ich kenne das Gefühl, von den eigenen musikalischen Fähigkeiten immer wieder mal frustriert zu werden, auch sehr gut. Aber ich hab mir da inzwischen einen ganz guten “Modus” zugelegt, wie ich damit klar komme und bei der Stange bleiben kann. Ernestos Gedanken dazu treffen es schon ziemlich genau. Ich selber habe angefangen, mich daran zu erinnern, wie es damals war, als ich anfing zu spielen, als Schüler von fünfzehn, sechzehn Jahren, wenn ich von der Schule nach Hause kam und so dermaßen heiß drauf war, mir die Gita zu schnappen und zu spielen, und mich der Sound der selbst gemachten Töne so glücklich gemacht hat, dass ich immer mehr davon haben wollte, und das jeden Tag… später bin ich dann immer öfter auch immer früher von der Schule nach Hause gefahren, um diesen Kick wieder zu haben, und ich machte sehr schnell Fortschritte.

Dann aber sind mehrere Sachen gleichzeitig passiert, die mir erst mal für Jahre den wirklichen Spaß am Spielen ums Spielen selber willen versaut haben. Zum einen habe ich angefangen, mich für großartig zu halten… die elektrische Gitarre verleitet dazu! Vielleicht jedes Instrument, aber die Gitarre besonders. Du machst schnell Fortschritte und kannst dannn irgendwann dies und das spielen, und hältst Dich für soooo toll… aber so läuft das nicht, Du bist noch lange nicht so weit, junger Jedi, und nur weil Du dir schon in jungen Jahren ein paar Solos von Deep Purple Ton für Ton draufgeschafft hast, bist Du noch lange kein guter Musiker. Außerdem beschäftigte ich mich zu sehr mit der Musik, wollte zu viel auf einmal wissen und können, während mir gleichzeitig allmählich die Zeit ausging, man bleibt ja nicht immer Schüler. Vielleicht wechselt man den Wohnort. Gegebenenfalls hat man eine Freundin, die auch ihre Aufmerksamkeit einfordert.

Manchmal spielte ich wochenlang keinen Ton. Ich ging auch nur höchst ungern auf Konzerte, während die da oben ihre Musik praktizierten, stellte ich mir vor, dass ich besser zu Hause geblieben und Gitarre geübt hätte! Ich war nahe dran, mir nicht nur die Lust am Musizieren, sondern allgemein am Leben nachhaltig zu versauen! Der permanente Frust führte aber nicht etwa dazu, dass ich mehr oder regelmäßiger geübt hätte. Klar, manchmal in so Schüben dann einen ganzen Tag lang am Stück, bis man ein neues Solo von Ritchie Blackmore spielen konnte, oder von Mark Knopfler. Und sich wieder ganz schön toll dabei vorzukommen. Aber, eben keine nachhaltige Befriedigung, und auch keine effiziente Übungsweise.

Wie ich persönlich heute konkret vorgehe, und wie das vielleicht auch ein Weg für DICH sein könnte, verrate ich in meinem nächsten Beitrag. Oder so. Sonst wird das alles zu lang jetzt, und ich habe auch gar keine Zeit mehr. Ich muss gleich auf die Weihnachtsfeier der Company. Wird bestimmt total dekadent. Und auch in dieser Zeit werde ich nicht Gitarre üben. Tatsächlich ist es fraglich, ob ich heute überhaupt einen einzigen Ton spielen werde. Aber das ist okay! Und das muss auch gar nicht sein. Spielen ist nämlich keine Pflicht, sondern ein Geschenk. Sich frei machen von falschen Zwängen – sehr sehr wichtig!!

Wünsche meinen drei Lesern ein schönes Wochenende!

Tags: , ,
posted on Saturday, December 19th, 2009

and is filed under Unsortiert. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. You can skip to the end and leave a response. Pinging is currently not allowed.

2 Responses to “Gegen den Frust: “Ich kann nix spielen!!””

  1. Thilo says:

    Ja, das mit der sich verpissenden Bescheidenheit in umgekehrter Propotionalität zum Fortschritt ist ein verdammter Teufel und macht einen zum Idioten. Von innen und nach außen. Meiner Meinung nach geht es im Endeffekt darum etwas mit Überzeugung zu sagen, im Sinne von Ausdruck. So werden viele blitzschnelle Gitarristen (um beim Beispiel zu bleiben) selten in der Lage sein ihren prätentiösen Ansatz abzuarbeiten, allerdings auch viele Dilettanten und Onkels dazu ermuntert ihren Käse mit der Gefühlskeule zu legitimieren. Das drastische Gegenbeispiel. Sonst wäre ja jeder Schüler der Lesen und schreiben lernt ein Schriftsteller.
    Ich halte es mit Dir mein Freund, und sehe in der Bescheidenheit einen gesunden Weg Fortschritte zu machen. Du bist dein Maßstab (dein Beitrag verrät daß Du deine ideale sehr hoch setzst, quäl Dich nicht zu sehr), selbst auferlegte Disziplin der Weg. Ein Endziel ist eh nicht in Sicht. LEdiglich etappenziele, der fortschritt stellt sich automatisch ein. Am steten Tropfen ist ja auch was dran.
    BlaSülz. Ich wünsche Dir ein frohes Pessachfest, ein 3faches Hamdullah gleich mit. Bis bald,
    Thilo

  2. Keptn Fjutscha says:

    Jetzt haste vier Leser….

    ;)

Leave a Reply