Okay, ich könnte jetzt übertrieben emotional und schwärmerisch daherkommen… Im Kern läuft alles darauf hinaus, dass Portishead gestern im Palladium einfach ein supergeiles, wunderschönes Konzert abgeliefert und meine hohen Erwartungen erfüllt, wenn nicht übertroffen haben. Beth Gibbons war sichtlich gut drauf und von den Publikumsreaktionen einigermaßen hingerissen, der Applaus donnerte ja auch nur so, vor allem angesichts der vielen alten Songs von den ersten zwei Alben, die dargeboten wurden. Man hatte auch nicht das Gefühl, da würde jetzt irgendwie die alte Rumpelkiste abgenudelt, sondern jeder einzelne Titel wurde zelebriert und hochgradig emotional dargeboten, das ganze mit einem annehmbaren Live-Sound… Die Stimme hätte ich mir hier und da etwas lauter, das Schlagwerk dafür etwas leiser gewünscht, aber alles in allem kam der Sound sehr gut rüber. Die Band war nicht wirklich “tight” zusammen und lief ab und zu hörbar auseinander, was aber dem audiophilen Genuss in diesem Fall keinen Abbruch tat… scheint bei dieser Art von Musik auch gar nicht so fürchterlich wichtig zu sein.
Ok, “Glory Box” hätte im Programm weiter nach hinten gehört… das wurde als 3. oder 4. Nummer gespielt, nach meiner Meinung viel zu früh.
Andererseits… zu dem Zeitpunkt konnte ich noch nicht wissen, dass die Band im Laufe des kommenden Programms auch alle weiteren meiner alten Lieblingstitel anstimmen würde, vor allem auch “Roads”, das im Zugabenblock Platz fand – und das hätte zB auch nicht früher gespielt werden sollen, von daher ging das mit “Glory Box” wohl OK. Teilweise wurden die alten Titel ein bisschen neu arrangiert, am deutlichsten hörte man das bei “Wandering Star”, welches lediglich von Bass- und Stromgitarre beglitten daherkam, keine schlechte Idee, um alles ein bisschen spannend zu halten… wobei es auch nicht not getan hätte, denn wenn man etwas sowieso vermisste an diesem Abend, dann war es Langeweile.
Und auch die neuen Titel fand ich teilweise ganz schön gut, und ich werde mir das neue Album sicherlich kaufen. Wäre ich ein Musikjournalist würde ich sowas schreiben wie: “Portishead sind sich in den letzten zehn Jahren treu geblieben und haben sich dennoch weiter entwickelt” ,o)
Bin ich aber nicht. Ich kann nicht glauben, dass zehn Jahre vergangen sind. Portishead sahen für mich noch genau so aus wie beim letzten mal… und ich fühl mich auch nicht unbedingt 10 Jahre älter. Trotzdem, das war eine kurze, geile Reise in die Vergangenheit! Ich hab das sehr genossen.
Kann nur hoffen, dass Beth und ihre Mannen diesmal nicht sooooooo lange auf sich warten lassen, denn diese Band würde ich mir gerne immer wieder ansehen.
Tags: köln, konzert, portishead, review
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on Monday, April 7th, 2008